GedankenSplitter 2023

Freie Presse


Freie Presse
Die Berichterstattung einer Tageszeitung mag Geschmacksache sein. 
Auch die Qualität der journalistischen Beiträge kann schwanken und zugleich darf man den Anspruch haben, dass eine gewisse Ausgewogenheit abgedruckt wird.
Hätte, sollte, wäre, könnte - genau wir haben es mit dem Konjunktiv zu tun, denn in Stuttgart ist vieles anders. 
Es bedarf journalistischer Geheimtipps, denn Kern des Problems ist der gepflegte Bedienjournalismus - eine Hand voll Personen wird gebetsmühlenartig am Leben erhalten. 
Grotesk wird es, wenn sich die „Carla Kolumna  der Innenstadt“ über die Eigendarstellung in einem anderen Kontext beschwert.
Er berichtet soviel über ein Juwel im Bohnenviertel, dass innerlich Goldgräberstimmung aufkommt und man kurz davor ist, zur Schatzsuche in die Altstadt aufzubrechen. 
Mir tritt eben dieser angebliche Superjournalist  mit den Worten: 
„Was hast Du bitte bezahlt, dass Du hier stehen darfst?“  bei der Jubiläumsfeier von  25 Jahre Tanz der Vampire in der VIP Area entgegen. 
Am liebsten hätte ich ihm das gratis Wasser direkt in seine Visage gekippt - schade ums Wasser!
Mögen diese meine Worte kälter sein, als jeder Eimer Eiswasser, den sich die Menschen vor ein paar Jahren über die Köpfe leerten. 
Im Grunde war es ja auch nur eine weitere Perle auf der Kette seiner Inkompetenz. 
Wir können ja mal alle rausstreichen - die auf meine Empfehlung Teil des Projektes wurden - wieviele bunte Charakterköpfe hat Stuttgart dann noch?
Wer Texte in seinem Buch nach der Autorisierung eigenmächtig abändert und den Namen eines Hauptimpulsgebers eines ganzen Projektes wissentlich und willentlich aus der gesamten Berichterstattung des Jahres 2022 heraushält - hat im Laufe der Jahre seine Professionalität verloren.
Das Theater der Altstadt hat er trotz Zusage einfach geschwänzt - aber besser er, als der Chefarzt des Zentrums für Seelische Gesundheit| Klinikum Stuttgart Prof. Dr. Dr. Bürgy. So konnte der geplante hochkarätige Talk mit den Ärzt:innen  stattfinden.
In der Zeitung war darüber leider nichts zu lesen. Aber die Presse ist ja auch frei - von U bis W.  Alle schweigen, denn jeder hofft nächstes mal wieder erwähnt zu werden.
Meine Meinung bleibt.  

#gedankensplitter

Zeichen der Zeit

Sprache wandelt sich und ist immer ein Indikator für die Entwicklung innerhalb einer Gesellschaft.
Unsere Dichter und Denker sind würdig zum Zitat - und zugleich mangelt es Goethe & Schiller an der Tauglichkeit für den Alltag. Auch in der Sprache ist eben das Stetige die Veränderung.
Die AfD betreibt mit ihrer nicht enden wollenden „die rote Linie übertreten und dann rudern wir halt wieder zurück“ Mentalität seit Jahren nur ein Ziel: Sie verschiebt das Sagbare gekonnt ins gewollte RECHTS. 
Gegenüber formiert sich die neue Achtsamkeit mit der Sprache. Das Credo: Mit der eigenen Sprache das potentielle Gegenüber nicht verletzen - ob nun das Gendern oder rassismusfreie Kommunikation.
Fest steht die Unverletzbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen - die im Übrigen schon im Grundgesetz aber so häufig weder im Alltag der Großstadt noch an den Stammtischen der Provinz zu finden ist.  Von Aachen bis Zwickau kreieren sich zwischen Gendern und AfD jedes Jahr ganz besondere Worte, die mehr Bedeutung finden als andere: Das Wort des Jahres und sein Spiegelbild. 
Die Besonderheit der vom Kanzler nahezu inflationär bemühten „Zeitenwende“ erschließt sich mir nicht wirklich - denn sein wir mal ehrlich: Die Zeiten haben sich schon immer gewendet, ob der Fall der Mauer, der Euro oder die Mondlandung - stets ist die Veränderung der Antrieb menschlichen Handelns. 
Der Mut zur Veränderung gibt uns die Kraft, weiter zu existieren. Das Gefühl der endgültigen Befriedigung birgt die Gefahr der Existenzvernichtung. Und genau hier sind wir dann auch schon auf der Kehrseite der Medaille beziehungsweise beim Unwort des Jahres „Klimaterroristen“ angelangt.
Vor über 30 Jahren gingen die Worte: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ um die Welt. Nichts hat sich geändert - Geld regiert die Welt und der Planet geht den Bach runter.
Es wird lieber in der Komfortzone verharrt und mit dem Finger auf die Terroristen von der „letzten Generation“ gezeigt anstatt Danke zu sagen.  
Ich habe meine Meinung: Zeiten wandeln sich. Es ist Zeit für Umwelt- und Klimaschutz.

#gedankensplitter


Weiße Sneaker

Ich sitze in der UBahn und schaue auf die weißen Gucci-Sneaker meines Gegenübers. Wie zweieiige Zwillinge stehen sie neben meinen Stan Smith. Die eingestickte Schlange brennt sich in meine Wahrnehmung und mein erster Gedanke: EPIC. Mein zweiter lässt mich den Artikel in der Zeitung revue passieren. 
Subtil bin ich von der mich anlächelnden Schlange aus dem SneakerParadies  vertrieben worden - denn in meinen  Gedanken bringt mich die Schlange zu den Worten, die ich unlängst gelesen habe. Selbst dieses Thema ist kontrovers. In den vergangenen Tagen habe ich sowohl als auch wahrgenommen: Weiße Sneaker sind in & out zugleich. 
Aber spulen wir mal zurück: Wann genau wurden die am schwierigsten sauber zu haltenden Schuhe bitte das IT-piece schechthin?
Die Trendsetzung erfolgte 2015 im Modell Stan Smith, also einem Adidas Original, durch Phoebe Philo - ihrerzeit Chefdesignerin von Celine. 
Nicht nur laut britischen Guardian wurde 2015 zu dem Jahr, in dem Stan Smith Massentauglichkeit erlangte. Catwalk & Hochglanzmagazin feierten ihn gleichzeitig. 
Der weiße Schuh - ganz ohne Hand - war plötzlich allgegenwärtig.
Seitdem schreiten wir - die männliche Großstadt-Garde nicht auf Samtpfoten durch die Straßen, sondern mit und in unseren weißen Sneakern.
Ganz unabhängig von Geldbeutel und Marke. Ob nun etwas robuster aus dem Hause Nike - Halbschuh oder Knöchelhoch - oder doch lieber Adidas Originals - Continental, Stan Smith oder gar Superstar. 
Alexander McQueen und auch Gucci trendierten - der eine mit breiter Sohle und farbiger Lasche - die anderen mit Schlange oder Biene auf typisch rot-grüner Banderole. 
Wer es fairer mag greift zu Vega oder gleich zu einem der veganen Produkte - ja im Jahr 2023 sind nicht nur die Rügenwalderprodukte im Veganismus angekommen. 
Wessen Geldbeutel nicht so prall gefüllt ist, auf den warten H&M, Zara oder Reserved. Und so ist er längst ein Klassiker auf den auch die Fastfashion weder verzichten kann noch will. 
Meine Meinung bleibt: In Zeiten, in denen die Ellenbogen noch mehr kämpfen als sonst sind sie vielleicht unsere kleinen beschuhten Friedenstauben, mit denen wir allerdings dann doch zu unachtsam durch den Alltag laufen. 

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Dreizehn

Wenn die Zahl Dreizehn auf einen Freitag fällt stellt dies für die meisten Menschen das WorstCaseSzenario dar.
Adam und Eva aßen an einem Freitag von dem verbotenen Apfel und spätestens seit dem Dinner der Feen in Dornröschen ist die Dreizehn negativ besetzt. Längst hat sich der Aberglaube etabliert.
Was läßt mich genau heute darüber schreiben? Drehen wir im Geiste die Uhr drei Jahre zurück - wir schreiben Freitag den 13.März 2020 - der staatlich erklärte Lockdown vertreibt uns aus dem Paradies. Mit sofortiger Wirkung ist für alle die Leichtigkeit des Seins beendet. Politik und Volk sehen sich von jetzt auf gleich in einer völlig anderen Welt - Jens Spahn sprach viel später davon, dass wir uns gegenseitig viel zu verzeihen haben.
Das „Viel“ hat er nie benannt und so jedem einzelnen die Chance gelassen, es selbst für sich zu definieren: Ob nun die Maskendeals, falsch abgerechnete Tests, Verschwörungstheoretiker, Impfverweigerer oder Befürworter - ein tiefer Riss geht durch die Gesellschaft.
 „Verzeihen können“ muß man können - es hat etwas mit Haltung und Charakter zu tun. 
Nahtlos geht die Pandemie in den Krieg Putins über - Inflation und Preise schnellen rasant nach oben. Der Ellenbogen erkämpft sich mehr und mehr seinen Platz in der Gesellschaft - das Soziale verliert deutlich an Bedeutung in unserer Marktwirtschaft. 
In meinen Gedanken flüchte ich zu Angie und stelle mir immer wieder die Frage, ob Putin mit ihr als starker Frau in Europa diesen Krieg überhaupt gewagt hätte? 
Ein kleines großes Danke - mit Dir erlebte ich bessere Zeiten.
Die gesellschaftliche Empathie scheint jedenfalls aufgebraucht und die Welt wird Tag für Tag kälter und unbezahlbarer.
Und zugleich hilft alles Jammern nicht - im Gegenteil, in schwierigen Zeiten hat das Volk schon immer Ablenkung benötigt. Wenn ich die unterschiedlichen Events besuche stelle ich fest, wer den Nerv der Zeit trifft und versteht zu unterhalten, spielt vor vollem Haus.
Es gibt sie, die ausverkauften Theaterbühnen, Konzerte, Bars und Restaurants - sprich das Volk hat gelernt:
Unabhängig vom Verzeihen muss man sich selbst "Gönnen können" - wer weiß was als nächstes passiert. 

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Jogginghose

In den letzten 365 Tagen bin ich viel mit der Deutschen Bahn gereist: Ob nun in den Urlaub über den legendären Hindenburgdamm direkt bis Westerland - mein Gedankenwaschsalon und Sehnsuchtsort Sylt. 
Auch die Kurzstrecke - mehr oder weniger der ein Stunden Radius macht keine Probleme: Von Stuttgart gen Karlsruhe, Pforzheim, Frankfurt, Tübingen - alles easy. Ganz im Gegenteil: Größte Hindernis ist S21 - sein nicht enden wollender Baustellenzustand inklusive endlos  Umgehung zu den Bahnsteigen. 
Bei der Langstrecke erwische ich in letzter Zeit immer häufiger Väter mit ihren kleinen Kindern direkt an meinem Tisch. Hier helfen AirPods - diese unterdrücken auf wundersame und -bare Weise die Umlautgeräusche. 
Ob nun von Sylt bis Zürich, oder von Stuttgart bis Berlin, von Hamburg bis Graz, von Garmisch-Partenkirchen bis Rostock die Verspätung verpasste regelmäßig ihren Einsatz und damit hatte sie keinen Auftritt. 
Mal wieder gehöre ich nicht zu den Trebdsettern - aber damit kann ich leben, denn wenn Frustration Trend bedeutet, dann bin ich lieber gegen diesen.
Und dann springt mir auf all den Reisen noch ein Trend ganz böse ins Auge: Eigentlich schon kein Trend  mehr, sondern nach der gezähltenTrageHäufigkeit das neue Kleidungsstück, um nicht zu sagen, das IT-piece schlechthin: Die Jogginghose.
Bitte, was habe ich nur verpasst auf dieser Welt. Ich höre Lagerfeld immer noch sagen:
„Wer in der Öffentlichkeit Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Es gibt wohl kein berühmteres Zitat von ihm - R.I.P.- und zugleich haben seine Nachlassverwalter längst selbst mit der Produktion begonnen. Kontrollverlust und Verrat auf ganzer Linie.
Schlimmer geht bekanntlich immer: Auch  Leggins sind wieder in Mode. Ich habe meine Meinung: Keine Frau gewinnt an Attraktivität, wenn man ihr jeden Wunsch von den Lippen ablesen kann! Und für all die Jogginghosenfanatiker: Mag sein, dass Karls propagierter Kontrollverlust  zu hart ist - und zugleich bin ich mir sicher, dass ein anderes Outfit einem eine wirkungsvolle Aura verleiht. Man hat einfach ein ganz anderes Selbststanding - das Outfit bestimmt den Auftritt und damit den Erfolg.  

#gedankensplitter



Neuanfang

Bereits Clueso besang ihn und auch Witt&Heppner sehnten sich nach der Flut, die sie in ein neues Leben bringen sollte. Doch stellt sich die Frage: Gibt es ihn wirklich? Sicher ist, es gibt einen Anfang des Neuen aber mit Nichten einen Neuanfang. 
Denn, egal was wir machen, wir tragen den Rucksack unserer Erfahrungen auf den Schultern. Der eine schleppt schwerste Steine auf seinem Kreuz, während die andere die Wonnen der Freude im Gepäck hat.
In meinem Leben tauschte ich unlängst die gediegene Halbhöhenlage gegen den frischen Wind an der Elbe. Anders gesagt: „Die Hauptstadt der Kehrwoche, der vorgehaltenen Hand und des Wegschauens“ versus „Buntester Stadtteil Deutschlands“.
Kontrastprogramm pur: Auf St.Pauli glitzert und blinkt es einfach überall. Und was nicht blinkt, das klebt. Ob es nun die Kotze der Halbstarken Pinneberger vom Wochenende auf dem Bordstein ist oder die unzähligen - eher ungezählten bis unzählbaren - Aufkleber.
Was für Berlin die „Notes of Berlin“ - sind für Hamburg die Aufkleber.
Sie sind einfach überall: Kneipenklo, Spiegel, Laternenmast, Stromkasten, Häuserwände, Postkasten oder Mülleimer. 
Die Messages, welche über die Aufkleber transportiert werden, sind der Kitt, welcher St.Pauli zusammenhält. 
Ob nun cool cats fight racism, FCK NZS, liba aus Münster, Hamburg werbefrei, DORSCH HALTEN, ganz Hamburg hasst polizei, einer muss ne runde geben, Immergrün Musikfestivival oder FCK AfD - für jeden Geschmack ist etwas dabei. 
Historisch sind diese kleinen Zusammenhalter der Gesellschaft eher links bis Antifa - denn eindeutig hat St.Pauli schon immer mehr Punks als Luden beheimatet. 
Punks und Luden: So vieles was sie trennt und doch eint. Der Lude ist ein Kapitalist, wie aus dem Lehrbuch. Kein anderer hat verstanden Lust und Gier so in Geld und Profit zu versilbern. Der Punk verachtet das Kapital und das System in welchem er leben muss. Die Verachtung für unseren Staat und die Gesetze läßt sie am Ende des Tages friedlich nebeneinander koexistieren.
Weder Lude noch Punk aber Hamburg St.Pauli steht nun in meinem Personalausweis. Nun bin ich also angekommen in der „Freien und Hansestadt Hamburg“ - und so fühlt es sich an: FREI und NEU.

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Beliebtester Mensch der Gesellschaft

Letzten Sommer saß ich mit so genannten besten Freunden und einem weiteren Herren auf der Terrasse eines Lokals. Aus heiterem Himmel verspürter er den Drang sich zu äußern: „Ich bin der beliebteste Mensch der gesamten Stuttgarter Gesellschaft. Es gibt niemanden, der beliebter ist als ich.“
Um ehrlich zu sein, ich kam bei der Verdauung dieser Worte der Selbstverliebtheit gar nicht hinter her - Gott sei Dank war mein Magen in diesem Moment nicht noch zeitgleich mit Essen beschäftigt.
Meine Irritation schien mir so offensichtlich ins Gesicht geschrieben, dass der Herr mit rasiertem Scheitel munter nachlegte: „Es gibt niemandem, der mich nicht mag. Und komme mir jetzt nicht mit R und S - die sind ein Nichts und ein Niemand. Die sind nirgendwo ich bin überall.“ sprach er und griff sich mein Handgelenk.
Während sich in meinem Kopf die Frage stellte, ob man ihn überhaupt jenseits des Kessels kennt entgegnete ich beim Eindrehen meines Armes: „Ich hätte Dir auch so gesagt, dass es eine Boss Uhr ist. Eine Rolex entspricht überhaupt nicht meinem Budget.“
Seit einem dreiviertel Jahr stelle ich mir nun die Frage, wofür er jenseits seiner Beliebtheit steht. Was hat er eigentlich aus eigener Kraft im Leben auf die Beine gestellt? Antworten habe ich keine gefunden.
Bei einem anderen Event entfernte er sich verbal von den sogenannten Freunden, mit denen wir ein paar Tage zuvor noch am selben Tisch saßen und sprachen. Im Prinzip diskreditierte er sie in einem Satz als Schmarotzer und stieß sie vom Thron der Freundschaft. 
Nun muss ich lernen zu schweigen. Denn meine „Freunde“ laufen lieber seiner Gunst nach und wer ist beim „Baron von Bussi links, Bussi rechts, Bein nach vorne - Foto“
unten durch. Genau: !ch. 
Aber ein Gutes hat es, darf man den sozialen Medien glauben, sind sie endlich "ziemlich beste Freunde".
Schon Oma wußte: "Pack schlägt sich. Pack verträgt sich."
Und ich habe da noch eine Antwort auf seine Frage wer ihn nicht mag: Ich gehöre ab sofort nicht mehr zu denen, die ihn mögen. Aber in seinen Augen werde ich auch nicht Teil der Gesellschaft sein. Wer im Kessel hocken bleibt, wird einfach niemals den unbeschränkten Horizont erleben.

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Kein Foto

„Ich habe heute kein Foto für Dich.“ Diese Worte sind Folge für Folge die magische Formulierung. 
Junge Mädchen müssen in diesem Moment ihre Durchschnittlichkeit und das Ende ihres Traums begreifen. 
Genauso bizarr: 20 Staffeln lang suchte Deutschland seinen Superstar - jedes Jahr rollierte die Jury um seinen Helden. Dieser tauschte wenig Stimmtalent gegen das Image härtester Juror des TV. Mit Heidi gemein ist ihm: Die Zerstörung von Lebensträumen generiert Einschaltquoten. Immerhin hat er seinen Jogginanzug und die Fönwelle in den 80ern gelassen. Karl hätte ihm längst jede Kontrolle über sein Leben abgesprochen. Nicht weniger streitbar ist die Fotoexpertin - auch hier hatte Karl seine Meinung: „Heidi? Claudia und ich kennen sie nicht. Sie war nie in Paris.“
Noch deutlicher hätte eine Nivellierung aus dem Munde Lagerfelds nicht ausgesprochen werden können. Vielleicht hat er Recht: Wer es nicht auf die Schauen nach Paris schafft, gehört nicht zum großen Ganzen. 
Dazu gehören - ein ewiges Thema: Jede Stadt hat ihre Gesellschaft und viele möchten Teil dieser sein. 
In meiner Heimat sagt man: „Bauer bleibt Bauer und wird nie ein Edelmann.“ - und auch Botox und Designerhandtasche machen aus einem böszüngigen Frau noch lange keine Dame von Welt.
Es sind diese SomethingInBetweens, die um ihren nicht vorhandenen Ruf kämpfen, als sei dieser heilig. Es wird gelogen und sich die Welt zu recht gebogen - der Anstand ist noch vor dem Hochladen der InstaStory über die Brüstung des HotelBalkons gesprungen, wenn es sich bei der gefilmten Aussicht um die Suite des Hauses und nicht das eigene Zimmer handelt. Besagte Dame der InstaStory lauert - in Habachtstellung wartet sie auf meine neuen Kolumnen. Dann glühen die Telefondrähte - wenn nötig bereits vor der Arbeit - immer wieder heißt es: "Hast Du schon gelesen?"
Vor kurzem trafen wir auf einander - die Zeiten gemeinsamer Fotos und Verlinkungen sind vorbei. Vom Abend gibt es nur ein Gruppenfoto - besser so - ich verspüre keine Freundschaft mehr. 
Meine Stirn runzelt sich ganz Botox frei und ich denke an eine andere Freundin, die immer sagt: Die Welt ist nicht schwarz und weiß. Die meisten Menschen sind farbloses grau.

#gedankensplitter



Dating

Wo trifft man im Jahr 2023 Mr. Right oder wenigstens Mr. Perfect of the moment? Wenn Tanzen träumen mit den Beinen bedeutet, müsste es ja ganz einfach sein - verschwitze Körper reiben sich auf der engen Tanzfläche aneinander. Wer sich im Rausch der Glücksgefühle gut riechen kann, bleibt aneinander kleben. 
Doch im Jahr 2023 gibt es keine Chance auf einen PrivateDance - jeder hat ein bis vier Freunde mit am Start. Wer so auftritt wirkt niemals lost - die Kehrseite der Coolness ist die Unnahbarkeit, welche jeglichen Flirtmodus gegen die Wand fahren lässt.
Man selbst würde sich zu gerne an der gewohnten Zigarette festhalten, welche einst Sicherheit und Coolness zugleich verlieh. Seit Jahren muss man hierfür die Bühne der Selbstdarstellung verlassen: Geraucht wird vor der Tür. Wer denkt, da finden wir dann die FlirtingArena, der liegt ganz falsch.
Hier torpediert die Welt der DatingApps. Nahezu jeder checkt eine Zigarettenlänge, sein Handy rauf und runter. 
Das Ergebnis bleibt für den Moment aus - jeder stellt nur sicher und sucht weiter. Und so geht es zurück in den Club und nach einiger Zeit wieder zur nächsten Zigarette. 
Mit jedem Drink verschwimmt die eigene Anspruchsgrenze mehr und mehr und die Anzahl der Worte im Chat werden immer weniger. 
Nicht selten endet die Nacht dann im seligen Glück für den Augenblick - wer klug ist, findet den Weg nicht in die eigene Wohnung. Es ist charmanter, die Tür  wann immer man möchte, hinter sich zu ziehen zu können.
Was bleibt ist die Frage: Wo sind sie hin - die Normalos? Hab ich da etwas verpasst? Sind da menschliche Trends an mir vorbeigezogen? Eine Pandemie später ist es womöglich mit dem Dating nicht einfacher geworden. Das einzige Ass, welches ich im Ärmel habe ist, dass ich ganz frisch in Hamburg bin. Vielleicht findet sich so das passende Herz, welches einfach gerne ein gutes Buch liest, in eine Bar, zum Wellness oder spazieren geht - also einfach Dinge macht, die in der Zeit Mainstream gewesen sind, als ich erwachsen wurde. 
Eins steht fest: Mein Lieblingsfilter wird immer die Realität sein. Wenn ich nicht rauchend vor einem Club auf einen Romeo oder Julian warte, findet ihr mich am Tresen des Peerstall.

#gedankensplitter



Rucksack

Neulich befragte mich eine Freundin zu meiner Meinung über Rucksäcke. 
Ich muss gestehen, so genau hatte ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht - irgendwie begleitet er mich üin verschiedensten Versionen fast mein ganzes Leben. 
Schließlich ist der Rucksack das Gepäckstück, welches stetig mit der Zeit geht und damit immer "onvogue" bleibt. 
Noch viel mehr als das: Es gibt ihn in so vielen Varianten, Stoffen, Farben und Gebrauchsformen, dass jede:r für jede Situation den passenden findet.
Ob Designerrucksack im vierstelligen EuroBereich von den üblichen Verdächtigen oder WerbeTurnbeutel. Vom rückenschonenden Wanderrucksack bis hin zum Begleiter der BackpackerTour durch Downunder.
Ob Reißverschluss, zweigliedrige Schnalle, oben eine Rolle - eckig, oval - dem Design sind keine Grenzen gesetzt. Dem heutigen Lifestyle geschuldet haben sie nahezu alle ein gepolstertes Laptop|TabletFach. 
Generation Homeoffice und StarbucksMeeting muss das Nötigste irgendwie durch den Großstadtdschungel transportieren - und wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, merkt schnell, wie unpraktisch Umhängetaschen sind.
Ganz nebenbei: Schon unsere Mütter predigten die Wichtigkeit der gleichmäßigen Gewichtsverteilung - mancher hört früher, anderer fühlt später. 
Ich persönlich warte auf das Revival der Bennetton SeesackRucksäcke aus den 90er Jahren.
Also je länger ich darüber nachdenke desto mehr komme ich zu dem Schluß: Es gibt für jeden Anlass den richtigen Rucksack. 
Da widerspricht meine Freundin - ihr neuer Freund war zum ersten Date mit einem Rucksack aufgetaucht. 
Er lacht und erklärt: In der Stadt ist dieser für ihn der perfekte Begleiter sogar Gerichtsakten passen hinein. 
Meine Freundin schüttelt den Kopf und sagt mit überzeugten Unverständnis: Der Mann benötigt beim ersten Date lediglich 3 Dinge:  Gute Manieren, einen Autoschlüssel und eine Kreditkarte. 
Fast stolpere ich innerlich über das übererfüllte Klischee während ich mein Schmunzeln nicht unterdrücken kann. 
Wie krass, wir schreiben das Jahr 2023, aber die Emanzipation reicht häufig nur bis zur Restaurantrechnung.
Im Übrigen: Männer dieser Welt!  ICH date euch auch mit Rucksack und zahle (notfalls) selbst. 

#gedankensplitter


Rammstein

Ungewohnt voll war es, als ich an einem SonntagAbend mit der UBahn in der Bundeshauptstadt unterwegs war. 
Um mich herum trugen in verschiedenster Ausführung alle ähnliches. Ins Auge fielen mir vier Steinquader zu einem Kreuz angeordnet. 
Bevor ich darüber nachdenken konnte ob es eine neue Glaubensrichtung gibt, brannte sich zusätzlich unüberlesbar das Wort „Rammstein“ in meine Wahrnehmung.
Irritiert schaute ich mich um und realisierte, dass ich wohl mitten in die KonzertNachBeförderung geraten war.
Rammstein - die Band, dessen Sänger gerade ebenso unübersehbar in der medialen Berichterstattung auftaucht.
Es geht um Frauen, Sex, Unfreiwilligkeit und K.O.Tropfen, von der Innensenatorin abgesagte AfterShowParties, etc. 
Auch für Superstars hat das Recht im Gesamten zu gelten - also "in dubio pro reo" genauso wie ein erlassenes Partyverbot. 
In Berlin gibt es die persönliche AfterShow im legendären KitKat Club - so ist es wohl, wenn man berühmt ist: Die Regeln gelten für andere, die Ausnahme ist man selbst.
Was mich mehr erschüttert sind all die Gesichter aus der UBahn, in welche ich blickte und die sich mit ihrer Glückseligkeit in mein Gedächtnis gebrannt haben.
Es war ein Querschnitt unserer  Gesellschaft: Von jung bis alt, weiblich, männlich bis hin zu dick und dünn.
Die ganze Zeit frage ich mich, was geht diesen Menschen durch den Kopf und durchs Herz? 
Das Berliner Olympiastadion war dreimal ausverkauft - das macht 180.000 Menschen denen ihr Star wichtiger ist, als die Frauen, die sich gegen seine vermeintliche Übergriffigkeit wehren. 
Vielleicht bin ich auch einfach anders. Als Nena die sympathisierende Erleuchtung der Querdenker hatte, zerplatzen bei mir unwiderruflich mehr als "99 Luftballons". Aus "irgendwie, irgendwo irgendwann" wurde für mich genau nirgendwo. Freund Alluhut Xavier darf "diesen Weg" auch ohne mich gehen und das Buch von Frau Wagenknecht ist seit ihrer aus meiner Sicht nicht respektablen „PutinDipolmatieFaselei“ unlesbar geworden.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich frage, wo Menschen ihr Rückgrat haben. Aber was weiß schon ich vom "Großen Ganzen". Nun wurde 180.000 Mal durchs zuhören weg geschaut. Shame on you Berlin. 

#gedankensplitter



Wohnungssuche

Knapp sechs Monate wohne ich nun in Deutschlands buntesten Stadtteil - wie man hier zu sagen pflegt - auf Pauli.
Wer seinen Lebensmittelpunkt einmal quer durch die Republik in eine Metropole verlegt, tut gut daran, sich frühzeitig mit einer Interimslösung auseinander zu setzen.
Mein Freund Jakob beschreibt sich immer als #möglichnacher. Und darum geht es - Lösungen finden und nicht im Verzweifeln untergehen. 
Meine Lösung für den Moment war Mitte März ein möbliertes 20 QuadratmeterAppartement auf Pauli. 
Nie vergesse ich den Moment, als der Makler mich fragte, ob ich der Typ noch einmal drüber schlafen oder schnellentschlossen bin. Mit den Worten: „Ich bin der Typ, der jetzt sein MacBook aufklappt und ihnen direkt die Kaution überweisst.“ durfte ich mit sofortiger Wirkung dieses Appartement „klein aber mein“ nennen.
Dies gab Zuversicht für die richtige Suche - ein halbes Jahr Immoscout PLUS später kann ich nur vom NichtFinden der passenden Wohnung berichten.
Kein SchufaEintrag, keine Kredite, alle Konten im schwarzen Bereich, ein unbefristeter Vollzeit Arbeitsvertrag plus meine freiberufliche Autorentätigkeit - aber meine TraumWohnung ist nicht in Sicht.
Mehr als 100 Anzeigen, die meisten sind nach wenigen Minuten bereits deaktiviert. Viele copy und paste E-Mails mit den Worten: „Es gab für diese Wohnung eine Vielzahl an Bewerbern. Leider haben wir uns für einen anderen Kandidaten entschieden.“ und wenige MassenBesichtigungen später bleibt nur das feeling of Gentrifizierung. 
Zwei Zimmer mit Balkon - längst ist die Schallmauer von 1000 Euro mit allen Nebenkosten überschritten. Gut, mit Lagerraum für meinen Hausstand bin ich auch nur wenige Birnensaftschorlen davon entfernt. 
Wo führt das alles hin? Je mehr der Mietanteil vom monatlichen Gesamtbudget einnimmt, desto weniger bleibt für die vielen anderen schönen Dinge des Lebens. Die goldene 30 Prozent MietRegel hatte ihre eigene Inflation. Nun sind es meist 50 Prozent vom Gehalt. Wer MICRO lebt erweitert seinen Wohnraum - ob an den Tresen der Lieblingskneipe oder um das Café seines Vertrauens. 
Es geht um nichts weniger als das STADTLEBEN - mögen die Menschen weiterhin das nötige Kleingeld haben.

#gedankensplitter  


unEins

Es gibt Weltereignisse, die sich emotional unwiderruflich in das kollektive Gedächtnis einbrennen.
Ob nun die Krönung der Queen in London, die Mondlandung, der Anschlag aufs WorldTradeCenter oder der Fall  der Berliner Mauer. Jeder weiß, welch bisweilen belangloses Tun er unterbrach um innezuhalten während sonst die Erinnerung eher ein flüchtiger Begleiter ist. 
Der Fall der Mauer steht für pure Freiheit - jeder hat die Ansage Günter Schabowskis „jetzt! unverzüglich“ zu den grenzüberschreitenden Trabis und den Menschen auf der Mauer genauso im Ohr, wie Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft.
Was ist fast 34 Jahre später am 33.Tag der Deutschen Einheit von der grenzenlosen Freude übrig geblieben? 
Während der Westen als Norm gilt, weicht der Osten ab. Selbiger aktueller Spiegelbestseller zeigt das geeinte unEins.
Aber lässt sich die Welt wirklich so einfach in BÖSER Wessi und ARMER Ossi teilen? So manch einer denkt an jeden Soli, den er an Kohls blühenden Landschaften überwiesen hat. Während sich der Osten kollektiv seiner Identität beraubt fühlt, reicht dem Westen das nicht deutlich (genug) geäußerte DANKE - ob all der „Hilfe“.  
Auf meiner Suche nach dem EinheitsGlück sticht mir die Zahl 6,9 Millionen Erwerbstätige ins Auge. Das sind 6.9 Millionen Einzelschicksale, welche sich im Osten zum Erfolg gewendet haben. 
Weder Stasi, noch LPG oder das Eisenkombinat sind weiterhin existent  - im Gegenteil - jeder einzelne Job dürfte nach 1990 eine Neuerschaffung sein.
Die gelebte Ostalgie lässt den Westler fast verzweifeln - dabei ist es ganz einfach: Der Osten stand für niedrige Mieten, sichere Arbeitsplätze & Krippenplätze, da kann man den Schiessbefehl an der Grenze und die Stasi schon mal aus der Erinnerung verdrängen.
Letztendlich war dieser Staat längst bankrott und hat sich mit dem Verkauf von Republikflüchtlingen über Wasser gehalten.
Mit der D-Mark kam die Denk- und Meinungsfreiheit. Millionen haben dies als ihre Chance des Lebens begriffen - einige zerbrachen an Überforderung. Wo Gewinner, da Verlierer. Vielleicht fehlte 1990 auch nur Muttis „Wir schaffen das.“ - aber dies hat sie 16 Jahre allen gezeigt. Eine Erfolgsgeschichte made in Germany.

#gedankensplitter




Dr.Martens


Herbstgeflüster im Frühjahr oder Frühlingsgefühle im Herbst? You never know. Fest steht: Falling in Love - again. 
Ja! Ich bin Wiederholungstäter - wie so viele andere auch. In den Neunzigern brauchten wir sie alle - spätestens der Englandaustausch bescherte sie uns. 
Der Gruppenzwang funktionierte - doch in den Zweitausendern waren sie nicht nur an meinen Füßen wieder verschwunden. 
Warum nur? Möglicherweise passte das rebellische Understatement, welches ja immer ein wenig an der Lasche mit der gelben Schrift und den Schuhen mit den gelben Nähten klebte, und diese coole Attitude mit der man auf den „AirWair bouncing soles“ durch die Welt schlenderte, irgendwie nicht mehr zum Abiturienten mit Karieredrang. 
Alphas get docs but don’t wear them - anymore.
Im Gegensatz zur Trägerschaft änderte sich nur die Höhe der Sohle des klassischen Arbeitsschuhs  - was sie stets blieb: resistent gegenüber Öl, Säure, Fett und Benzin. 
Von der Attitude war er immer in gewisser Weise ein „Schuh gewordenes Fuck you!“, wie es so treffend die Welt im Februar 2010 schrieb. Dieser beschuhte Mittelfinger wurde mal mehr von links, mal von rechts gezeigt. 
Um die Jahrtausendwende fast pleite ist er heute mehr envogue als je zuvor. Vorsichtig fragte ich im Dezember daheim nach meiner SpezialEdition aus den Neunzigern, welche ich im heimischen Schuhschrank vermutete. „Die ollen Botten sind längst im Schuhcontainer." lautete die Antwort meiner Mutter.
Na Bravo -„olle Botten“- mittlerweile gibt es FlagshipStores - Doc‘s mit klassischer oder QuadSohle, Sandalen und sogar Edition ChelseaBoot.
Was einst als politisches Statement galt, ist nicht nur in den Hochglanzmagazinen gelandet, sondern im Mainstream verkommen.
Silvester stand ich vorm Alsterhaus und kaufe sie in der blackEdition. 
Ich bin erneut verliebt wie ein Teenager in diese Schuhe - mal schauen, ob dieser Flirt länger dauert, als das den Schuhen ureigne schmerzhafte Eintragen. 
Angekommen im Oktober stürmt & regnet es mal mehr, mal weniger - die blackEdition ist poliert - auf geht's.
Und zugleich denke ich an die Liebe meines Lebens: Weiße Sneaker in all ihren Variationen. 
Irgendwie kann ich wohl nur schwarz und weiß. 

#gedankensplitter