Loyalität
Gerade lese ich ein Buch über Freundschaft.
Als schwuler Mann komme ich nicht umhin, mir die Frage zu stellen, was für mich eigentlich der höchste Wert innerhalb dieser ist.
Gerade für queere Menschen ersetzt sie häufig das Konstrukt der Ehe und je nach Ausgang des #outing schließlich auch die Familie.
Um so wichtiger ist es, sich mal Gedanken darüber zu machen, was an ihr eigentlich entschieden wichtig ist.
Und noch bevor ich mein Umfeld befrage weiß ich die Antwort bereits: Loyalität.
Ja ich bin so altmodisch, dass mir Werte wie Loyalität, Haltung, Rückgrat, Ehrlichkeit und im Prinzip jede Eigenschaft, welche auf einen so genannten integren Charakter hindeutet, etwas bedeutet.
Aber dies scheint aus der Mode gekommen zu sein.
Man wird außerordentlich fristlos gekündigt und sogenannte beste Freunde gehen weiter unbedarft dort trinken, wo Du einst ausgeschenkt hast.
Kann man da wirklich sagen: „Gut dürfen sie natürlich auch?“ Muss man nicht sogar sagen: „Niemand hat das Recht, jemand anderen vorzuschreiben, was er zu tun hat oder auch nicht.“
Im Prinzip ja. Wenn man den alten Fritz lebt und seine Facon vom selig werden, dann gilt: „Jeder wie er will.“
Und zugleich ist diese Denkweise keine Einbahnstrasse.
Um es deutlich zu sagen: Ich darf mir auch aussuchen mit wem ich befreundet bin beziehungsweise sein möchte oder auch nicht mehr.
Im Gegensatz zur Ehe muss man nicht mal zu Gericht um sich scheiden zu lassen. Dafür reicht eine einseitige nicht mal laut geäußerte Willenserklärung.
Anders formuliert: Auf Verrat kann ich und will ich nicht.
Mag sein, dass das alles etwas mit meinen norddeutschen Wurzeln zu tun hat.
Aber am Ende bleibe ich dabei, es zählen Charakter & Haltung.
Bye the way: Trinkt doch erstmal noch einen Kessler oder vier in der Bar eures Vertrauens.
Bestätigt euch gegenseitig darin, dass ihr richtig handelt.
Mit jedem Kessler weiß ich, dass mein Schweigen in eure Richtung das Beste ist, was ich je mit euch gesprochen habe.
#gedankensplitter