Gedankenwaschsalon

Der Zug bretterte über den legendären Hindenburgdamm. Somit stand fest: Reiseziel war Deutschlands schönste Insel - Sylt - . Jeder der mich kennt weiß, es gab gar keine Alternative. 
Einmal Gedankenwaschsalon deluxe bitte - nichts anderes brauchte ich nach den letzten anstrengenden Monaten.
Fast ist es ja schon belustigend jeden Tag eine andere Version über den eigenen Weggang zu hören. Traurig wird es, wenn Verleumdung und üble Nachrede nicht mehr nur gestreift werden. Interessant ist und bleibt es, wieviele Menschen auf der einen Seite Opportunisten sind und sich nie wieder bei Dir melden, aber auf der anderen so wenig in ihrem Leben erleben, als dass sie dein Leben zum Topthema ihres Lebens machen.
Wenn am Ende die Aussage: „Ich habe ihn aus der Gosse gezogen und genau dorthin werfe ich ihn zurück. Nichts anderes hat er verdient.“ bleibt fehlen sogar mir, der fast immer zu fast allem Worte findet, genau diese. 
Dieser Person fehlen sie nicht - auf der großen Bühne spricht sie davon, dass jeder HIV-Positive Respekt verdient hat. Interessant denke ich mir während ich den schwarzen Luftballon mit der roten Schleife zu Himmel steigen lasse.
In der Zeitungen wird dieser Tage viel über pinkWashing geschrieben, vielleicht sollten sie mal den Mut haben über socialWashing zu berichten anstatt über angebliche Juwelen in Stuttgarts Altstadt. 
Und warum Sylt - ganz einfach: Die Nordsee war schon immer die Waschmaschine fürs Gehirn - für die Welt der Gedanken. 
Denn im Grunde ist es ja so: Die Leute sind interessiert an dem Gossip. Darüber hinaus möchten sie aber nicht damit belästigt werden, was die Ereignisse aus Dir machen. Maximal ist die Schilderung der Geschehnisse gewünscht aber bitte nicht mehr.
Das man selbst durch die Ereignisse in einen Verarbeitungsprozess eintritt ist für die meisten Menschen zu viel des Mitteilungsbedürfnisses. Dabei fängt es da ja erst richtig an.  Und so schaden ein paar Tage Meer niemals - schon Laurent Wolf sang: „wash my world“. 
In Anlehnung an die Worte meiner Oma und ihres „Kessel Buntes“ liegen sieben Tage „Buntwäsche“ nun hinter mir - in Deutschlands schönsten Gedankenwaschsalon. 

#gedankensplitter