Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder
Bei diesen drei Worten muss ich schmunzeln und direkt an diese völlig surreale Szene in meinen Sommerurlaub auf Sylt denken. Westerland, die Punks, ich und die kognitive Dissonanz.
Mittlerweile schreibt der Kalender Dezember - und die Worte bekommen ihre wahrhafte alljährliche Bedeutung: Für gewöhnlich endet die Zeit der Besinnlichkeit alljährlich im Heiligen Abend.
Die jährlich aufs Neue beschworene und vorgenommene familiäre Gesamtharmonie ist nur meistens schneller dahin, als die erste Ladung Kerzen am Christbaum heruntergebrannt ist.
Zu unterschiedlich sind die alltäglichen Routinen, aus denen man sich für ein paar Tage unter den heimischen Tannenbaum gesellt.
Zu groß sind die gepflegten Marotten, die man nicht schafft für den familiären Frieden beiseite zu lassen.
Am Ende ist jeder - unabhängig vom Grad des Harmoniebedürfnisses - doch nur ganz ich selbst und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Bereits Tage vor dem Fest steigt für die Hausherrin - unabhängig ob Haus oder Wohnung - das Stresslevel. Es gilt die eigenen vier Wände für den Besuch auf Hochglanz zu polieren.
Nebenbei wird die härteste Disziplin erledigt: Tanz der überfüllten Einkaufswägen im Supermarkt.
Die Einkäufe endlich nicht nur daheim, sondern auch verstaut, ist sie in Gedanken beim Speiseplan. Ohne sich dagegen zu wehren beschleicht sie heimlich der Gedanke: „Corona hatte auch seine guten Seiten - aber das darf man ja gar nicht laut äußern.“
Und dann fallen sie ein, die Kinder von nah und fern. Ach irgendwie schön, doch alle wieder daheim - nur der eine Junior hat sich für dieses Jahr rausgenommen. Sprach etwas von mentaler Stabilität. Ja wie findet man denn das? Weihnachten gehört man doch zusammen! Er sieht es anders.
Frau Mama steht in ihrer Küche schrubbt und poliert das Geschirr des Zweiten Weihnachtstages per Hand - natürlich wurde mit Silberbesteck getafelt - hübsch aber nicht Spülmaschinen geeignet.
Die Kinder sind bereits wieder aus dem Haus - der Sohnemann bringt das Tochterherz nebst Freund zum Bahnhof.
Und so steht sie da und schrubbt und poliert und schwört bei sich: „Der Jüngste hatte nicht ganz Unrecht. Nächstes Jahr verreise ich.“
#gedankensplitter